„Untamed Sense of Control“ in der Galerie des Kommunalen Kinos Freiburg

„An Untamed Sense of Control – reality checks 2014 – 2023“, das sind bislang 132 emblematische Versuche, die Realität (an)zuerkennen. Das fotografische Setting der Serie ist die jeweils nächste Umgebung oder das persönliche Heim. Bei den Akteuren handelt es sich in der Regel um Alltagsobjekte, die schnappschussartig Auskunft geben über uns und unser Leben. Mit einfachen, bewusst kruden Mitteln durchlaufen sie im Fokus der Kamera einen mimetischen Prozess, der das heimische Terrain in eine Weltbühne verwandelt. Hier werden die großen und kleinen Fragen des Lebens, der Gesellschaft, der Kunst, Wissenschaft, Politik und Philosophie verhandelt. Die Welt zeigt sich auf emblematische Weise. Der argumentative Aufbau folgt der dreiteiligen Struktur barocker Embleme: inscriptio (Motto), pictura (Visualisierung) und subscriptio (Auslegung). Durch das Zusammenwirken von Text und Bild wurden in der Sinnbildkunst des 16. und 17. Jhs. die Phänomene der sichtbaren Welt in einem christlichen Referenzsystem verknüpft und zum Sprechen gebracht. Aus ihrem Abbild las, wer wollte, den göttlichen Plan. Wesentlich für die Emblematik sind der erhobene Anspruch auf Deutungsfähigkeit und ihre spielerische Rätselhaftigkeit, durch die alles in Bewegung gerät. Dabei bedeutet die Auslegung der Welt immer zugleich deren Kontrolle und Inbesitznahme. Bilder sind Abbilder arrangierter Besitzverhältnisse. Alles ist Erzählung. Die Frage ist nur: wer oder was spricht?

In gehobener Stimmung und mit obsessivem Schwung erprobt Daniels seit 2014 neue Deutungshoheiten und setzt die objektive Befragung der Welt (reality checks) mit spontanen Rekonstruktionen und Reenactments fort. „Manchmal geht alles sehr schnell, manchmal vergehen Wochen, bis alle notwendigen Elemente zueinanderfinden.“

Die Galerie des Kommunalen Kinos Freiburg Alter Wiehrebahnhof zeigt vom 9.03. – 9.04.2023 eine Auswahl von 38 Realitätsprüfungen, die thematisch den drei Bereichen Alltagsszenen, Von den schönen Künsten und Endzeitliches zugeordnet sind.

„An Untamed Sense of Control“ erhielt 2020 bei den Darmstädter Tagen für Fotografie „Skurrile Fluchten – Humor in der Fotografie“ eine Nominierung für den Merckpreis.


Vernissage ist am 09.03.23 um 20 Uhr

Im Rahmenprogramm zur Ausstellung:

10.03.23 / 19:00 Uhr
Hörspiel im Kinosaal: Stylites. 37 Jahre / 18 Meter von Heiko Daniels.
Regie Alexander Schuhmacher. Hessischer Rundfunk 2016 (89 min.)

11.03.23 / 20 Uhr
Film: Simón del desierto von Luis Bunuel, Mexico 1965 (45 min.) 16mm Projektion.

Ort:
Galerie Kommunales Kino Freiburg Alter Wiehrebahnhof
Urachstr. 40
79102 Freiburg
Telefon: +49 761 459800-0

Hauskonzert auf der Qin-Terrasse

Yangguan sandie 陽關三疊

Das Stück „Drei Variationen über das Yang-Pass Thema“, ist die musikalische Adaption eines berühmten Tanggedichtes von Wang Wei 王維 (701-761) mit dem Titel „Yuan dem Zweiten zum Abschied, der nach Anxi beordert wurde“. Die früheste überlieferte Notation des Stückes stammt aus dem Zheyin Shizi Qinpu 浙音釋字琴譜 von 1491.

送元二使安西
渭城朝雨浥輕塵,客舍青青柳色新。
勸君更盡一杯酒,西出陽關無故人。

In Wei-Stadt hat ein Morgenschauer den leichten Staub besprengt /
rings um das Gasthaus sattes Grün, Weiden in frischer Farbe. /
Ich rate dir, Freund, leere noch einen Becher Wein /
bist du erst westlich des Yang-Grenztors gibt’s keine Freunde mehr.
(Übers. Stephan Schumacher)

Größter Dank gilt selbstredend Meister Kranich, der sich erneut unerschrocken gezeigt und dessen Wohlwollen in Anbetracht dargebotener Unzulänglichkeit nicht genug zu preisen ist.

Aufnahme Mai 2021 auf der Guqin-Terrasse in Waldhilsbach bei Heidelberg

Guqin 古琴 [Info]:

Als angesehenstes und edelstes Instrument Chinas hat die siebensaitige Guqin eine über 3000 jährige Geschichte. Erste literarische Belege finden sich bereits im 10. bis 6. Jh. vor unserer Zeitrechnung. Ihre Entwicklung ist aber bis ins 2. Jtsd. zurückzuführen. Die Musik ist in einer sehr komplexen Notation überliefert, die die Spielweisen der Töne akribisch genau beschreibt, während die rhythmische Gestaltung dem Spieler frei überlassen bleibt. Entsprechend steht die Guqin im Zentrum einer reichen musikalischen, literarischen, mythologischen und kunsthandwerklichen Auseinandersetzung. Der Dichter Bai Juyi (772-846) beschreibt sie als eine der drei Freunde, die man stets zur Hand haben sollte. Das sind Guqin, Wein und Dichtung. Nicht auszuschließen ist, dass manche Guqin-Spieler sich in Kraniche verwandelten oder zumindest auf solchen reitend in den Himmel aufgeflogen sind.
2003 wurde die Guqin und ihre Philosophie in das UNESCO Kulturerbe aufgenommen.

Zu Urzeiten schuf Fuxi die Qin, um den Menschen zu kultivieren, seinen Verstand zu bilden, dass er zurückkehre zu dem, was seiner wahren Natur entspricht.
(Aus dem Qincao, 3. Jhd. n.u.Z.)

Schweres leichter machen!

In Zeiten von Homeoffice, Homeschooling und Lockdown holen wir uns die Kunst einfach nach Hause. Mit der „großen Fracht“ von Anselm Kiefer nach dem gleichnamigen Gedicht Ingeborg Bachmanns haben wir Bleischweres ausgesucht. Eine echte Herausforderung und genau das richtige für eine neue Do It Yourself Unit von „Schweres leichter machen®“.

Nominierung 8. Merck-Preis. Darmstädter Tage der Fotografie 23.10. – 01.11.2020

Eine Serie meiner Arbeiten aus An Untamed Sense of Control – 101 emblematische Versuche die Realität (an)zuerkennen wurde für den 8. Merck-Preis der Darmstädter Tage der Fotografie nominiert. Thema 2020: »Skurrile Fluchten – Humor in der Fotografie.

Das Festival »Darmstädter Tage der Fotografie« (DTdF), in dessen Rahmen die Ausstellung der Nominierten und Preisverleihung stattfinden, läuft vom 23.10. – 01.11.2020. Informationen zu allen Künstler*innen, Ausstellungen, Terminen und dem internationalen Symposium gibt es auf der Homepage der DTDF. https://dtdf.de/

Der mit 10.000 Euro dotierte Merck-Preis für die beste Arbeit in der Wettbewerbsausstellung ist ein zentrales Element der Darmstädter Tage der Fotografie. Der Preis wird von dem Darmstädter Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck gestiftet.
Alle fünfzehn nominierten künstlerischen Arbeiten werden während der Laufzeit des Festivals in einer Gruppenausstellung im Designhaus Darmstadt auf der Mathildenhöhe zu sehen
sein. https://dtdf.de/

Save the Date: Hörspiel „Stylites – 37 Jahre/18 Meter. Eine Hagiofonie“

In Coronazeiten gilt einmal mehr: Säulensteher sind Krisengewinnler.

Samstag, 20.06.2020
15:05 bis 16:36 Uhr
BAYERN 2

Stylites – 37 Jahre/18 Meter. Eine Hagiofonie
Von Heiko Daniels
Mit Sylvester Groth, Gerd Wameling, Ulrich Noethen, Jakob Diehl, Heinrich Giskes Christian Friedel, Wolfgang Michael, Lisa Wildmann, Samuel Weiss, Berthold Toetzke, Jean-Pierre Cornu, Sascha Nathan und anderen
Regie: Alexander Schuhmacher
HR 2015

Symeon Stylites der Ältere (geboren 389 in Sisan, heute vermutlich Samandað in der türkischen Provinz Hatay nahe der syrischen Grenze; gestorben 459 in Qal‘ at Sim‘ an, ca. 35 km nordwestlich von Aleppo) begründete die Tradition der Säulenheiligen. 37 Jahre lang lebte er ohne Unterbrechung auf einer zuletzt 18 Meter hohen Säule. Er ist der bekannteste Heilige seiner Zeit. Bis heute fasziniert seine beispiellose Askese unterschiedliche Autoren wie Theologen, Mystiker, Dadaisten und Surrealisten. Das Hörspiel „Stylites“ erzählt vom Widerstreit der Legenden über diesen Säulenheiligen.
„Stylites wird von Daniels wüst durch die Jahrhunderte katapultiert, der Autor konfrontiert den von Sylvester Groth gespielten Säulenheiligen mit Zeitgenossen und allerlei Nachgeborenen, mit Intellektuellen, Bewunderern, Neidern und Ignoranten. Und Daniels lässt Symeons Lebensstil auf den der jeweiligen Zeit prallen. Der Dramatiker Antonin Artaud tritt auf, der Anfang des 20. Jahrhunderts ein Theater der Grausamkeit propagiert hatte.“ (Stefan Fischer, SZ)

Zeit für Lieblingstiere …

Hier eine Weinbergschnecke beim genussvollen Verzehr weicher Pflanzenteile,
die sie mit ihrer Raspelzunge, der sogn. Radula, abweidet.
Die Radula (lat. „Kratzeisen“) mit rund 40.000 Zähnchen ist das charakteristische Mundwerkzeug der Weichtiere. Sie dient dem Abraspeln, Zerkleinern und Einholen der Nahrung in den Schlund. [1’06“ / Aufnahme in Echtzeit]

Gummibaum Lecture aus der Kunsthalle Mannheim

Video

… bevor es geschlossen ins Home Office ging. In der Gummibaum Lecture versuche ich ein paar Fäden zusammenzuführen: Corona, Museumsschließung, Art-Selfie-Welle, Home Office, Digital Gardening, Kunstbetrachtung, Neue Sachlichkeit, Leben & Tod.

Kunsthandwerk als Organ des geschichtlichen Aufwachens 1

Abb.: Traditionelles japan. katabori-netsuke 形彫根付 und modernes Stikeez (Plastikfigur mit verlängertem Saugnapffuß).

Abb.: Traditionelles japan. katabori-netsuke 形彫根付 und modernes Stikee (Plastikfigur mit verlängertem Saugnapffuß).

„Jede Epoche träumt ja nicht nur die nächste
sondern träumend drängt sie auf das Erwachen hin.
Sie trägt ihr Ende in sich und entfaltet es mit List.“
(Walter Benjamin, Das Passagen-Werk,
in Gesammelte Schriften S. 59.)

„Jede Epoche träumt sich als durch Katastrophen vernichtete.“
(Adorno an Benjamin. Hornberger Brief, 2. 8. 1935)

Wen Daluo 闻大锣

Die Werke des chinesischen Objektkünstlers haben bereits einen festen Platz in den Kunstsammlungen internationaler Institutionen und Privatsammlungen. Am bekanntesten darunter die Serie „Cleaning Cars (清洗手推车)“ in Rot, Blau und Gelb (Abb.: Kunstforum Berlin, ZKM Karlsruhe, Kunsthalle Mannheim etc.). Weniger bekannt dagegen sind Wens größere Arbeiten, die jetzt erstmalig außerhalb Chinas im ZKM Karlsruhe zu sehen waren. Darunter die Installation „Railing (栏杆)“, die großen Bodenwerke „One of the two parties (两方的一方)“, seine aktuelle religionskritische Serie „devout ejaculation / Stoßgebete 1 & 2 (短暂的祷告 一 / 二)“ sowie „Single Sermon (讲道)“.

Wen Daluo geb. 1969 in der Provinz Hebei, China. Lebt und arbeitet in Beijing und Berlin.
闻大锣1969 年出生中国河北省,现在北京和柏林居住工作.

 

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KoCoKuMa

Kollaborative Collage
der Kunsthalle Mannheim

unter http://collage.kunsthalle-mannheim.de dürfen alle mitbasteln!!!
(noch bis zum 14.08.16)

collage.kunsthalle-mannheim.de

„Anläßlich der Hannah Höch (1889-1978) Retrospektive lassen wir uns von der Grande Dame der Collagentechnik inspirieren und laden alle herzlich ein, sich an der „Kollaborativen Collage“ von zu Hause aus oder direkt in der Kunsthalle Mannheim zu beteiligen.

Einem lebendigen Organismus gleich entwickelt sich die Collage über den gesamten Ausstellungszeitraum. In einem ständigen Wandlungsprozess betreten dabei immer neue Bildteile die Bühne, gehen ihre eigenen Verbindungen ein oder überlagern ältere Schichten, löschen sie aus und schaffen neue Assoziationsräume.

Die Collage ist online in den gängigen Webbrowsern und als Liveprojektion direkt in der Hannah Höch Ausstellung bis zum 14.8.2016 zu sehen.

Am letzten Öffnungstag werden wir den gesamten Wachstumsprozess von vier Monaten in der Kunsthalle im Zeitraffer Revue passieren lassen.“

(Kunsthalle Mannheim, http://www.kunsthalle-mannheim.de)